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6. Oktober 2025 | von Prof. Dr. mult. Victor Tiberius

Was nützt Selbstreflexion in der Führung?

Positive Führungs‑Selbstreflexion ist eine einfache, wirksame Mikromethode aus der Führungsforschung. Dabei geht es nicht um „Fake Positivity“ oder Mantras. Gemeint ist eine kurze, strukturierte Reflexion über Stärken und Qualitäten, die Sie heute als Führungskraft wirksam machen. Die Methode wurde in Feldstudien direkt im Arbeitsalltag getestet – mit messbaren Effekten am selben Tag.

Was zeigt die Studie? Eine Forschungsarbeit im Journal of Applied Psychology untersuchte eine positive Führungs‑Selbstreflexion als Morgen‑Impuls im Alltag von Führungskräften – in Form eines Feldexperiments im Tagebuchdesign. An den Tagen, an denen der Impuls genutzt wurde, passierte Folgendes:

  • Weniger Erschöpfung (geringere Depletion) am Arbeitstag.
  • Mehr Arbeitsengagement – und darüber vermittelt größerer Einfluss: Teilnehmende berichteten höhere prosoziale Wirkung (positiver Effekt auf andere) und mehr „Clout“ (wahrgenommene Durchsetzungskraft).

Der Effekt wurde konzeptionell repliziert und war spezifisch für Personen mit Führungsrolle.

Mit anderen Worten: Ein kurzer, fokussierter Reflexions‑Kick‑off am Morgen setzt Energie frei, erhöht spürbar Ihr Engagement – und steigert Ihre Wirkung auf andere an genau diesem Tag.

Wie setzt man das konkret um?

  • Blocken Sie 2–5 Minuten vor dem ersten Meeting. Stellen Sie den Timer – knappe Zeit erhöht die Umsetzungswahrscheinlichkeit.
  • Beantworten Sie drei Leitfragen schriftlich: Welche ein bis zwei Stärken machen mich als Führungskraft gut – und wo will ich sie heute bewusst einsetzen? Welche konkrete Situation heute eignet sich dafür? Woran merke ich heute Abend, dass ich wirksam war?
  • Starten Sie mit 10 Arbeitstagen – zwei- bis dreimal pro Woche reicht.

Fazit für Praktiker:

Kleine Dosis, große Hebel: Eine 2‑Minuten‑Reflexion über Ihre echten Führungsstärken reduziert Tages‑Erschöpfung, erhöht Engagement – und zahlt sich in spürbarer Wirkung (prosoziale Effekte, Clout) aus. Starten Sie morgen mit drei Sätzen – und halten Sie 10 Tage durch.

 

Quelle: Lanaj, K., Foulk, T. A., & Erez, A. (2019). Energizing leaders via self‑reflection: A within‑person field experiment. Journal of Applied Psychology, 104(1), 1–18. DOI: 10.1037/apl0000350.

Prof. Dr. mult. Victor Tiberius
Victor Tiberius ist Geschäftsführender Co-Direktor der Deutschen Akademie für Management. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik und absolvierte darüber hinaus ein Aufbaustudium in Entrepreneurship und Innovationsmanagement (MBA) sowie diverse Executive Education-Programme - etwa an der Columbia Business School, der London School of Economics and Political Sciences, dem INSEAD, der Saïd Business School an der University of Oxford und der Sloan School of Management am MIT. Er wurde in Wirtschaftswissenschaften, Philosophie sowie Pädagogik promoviert. Zudem wurde ihm die Ehrendoktorwürde von der Universität Galati verliehen. Neben seiner Tätigkeit an der DAM lehrt und forscht er als Honorarprofessor für Strategie und Entrepreneurship an der Universität Potsdam und war zudem drei Jahre lang Lehrbeauftragter an der ESCP Europe. Seine Forschungsergebnisse wurden in zahlreichen angesehenen wissenschaftlichen Journals veröffentlicht. Er ist im Ranking "World’s Top 2% Scientists" für 2023 bis 2025 gelistet. Zudem wird er im AD Scientific Index 2024 unter den Top 20 der Strategieforscher in Deutschland geführt. Tiberius war zudem zehn Jahre lang als Handelsrichter am Landgericht Berlin sowie fünf Jahre lang als ehrenamtlicher Richter am Finanzgericht Berlin-Brandenburg tätig.
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