Wechselkurse sind privat von Interesse, wenn man den Urlaub in einem Land mit einer fremden Währung plant. Eine wesentlich größere Bedeutung haben sie allerdings für Unternehmen, die im Außenhandel engagiert sind. Dazu gehören in Deutschland neben den besonders exportabhängigen Betrieben der Automobilindustrie und des Maschinenbaus auch Firmen aus vielen anderen Branchen. Während bei Exporten und Importen innerhalb der Eurozone Wechselkurse aufgrund der einheitlichen Währung keine Rolle spielen, sieht dies bei Geschäften mit den USA, China oder Großbritannien ganz anders aus.
Es gibt in der Praxis verschiedene Wechselkurssysteme (vgl. Weeber, 2011, S. 111 ff. und Hubert, 2019, S. 215 ff.): Systeme flexibler Wechselkurse sind besonders häufig. Hierbei wird der Wechselkurs durch Angebot und Nachfrage an den Devisenmärkten bestimmt. Beispiele sind die Kurse des Euros zum US-Dollar oder zum britischen Pfund. Dagegen wird bei einem System fixer Wechselkurse das Austauschverhältnis konstant gehalten. Dies gilt z. B. für den Kurs zwischen dem Euro und dem bulgarischen Lew. Ein Mischsystem ist das Bandbreitensystem, das z. B. zwischen dem Euro und der dänischen Krone gilt. Hier darf der Wechselkurs nur innerhalb einer vorgegebenen Bandbreite schwanken.
Betrachtet man die acht wichtigsten Handelspartner Deutschlands, so haben vier (Niederlande, Frankreich, Italien und Österreich) ebenfalls den Euro als Währung. Die vier anderen wichtigen Partner (China, USA, Großbritannien und Polen) haben dagegen eine eigene Währung, die zum Euro flexibel ist. Die Schwankungen der Wechselkurse bei Exporten und Importen können die Umsatzrendite der Betriebe erheblich beeinflussen. Während eine Aufwertung des Euros für Exporteure problematisch ist, ist sie für importierende Unternehmen vorteilhaft. Dagegen profitieren exportierende Betriebe von einer Abwertung des Euros. Für Importeure ist sie dagegen nachteilig.
Sehr starke Ausschläge gab es in den letzten 20 Jahren zwischen Euro und Dollar. Bei seiner Einführung 1999 startete der Euro mit einem Kurs von 1,1789 Dollar pro Euro. Seitdem schwankte er zwischen dem Tiefststand von 0,8252 Dollar pro Euro am 26.10.2000 und dem Höchststand von 1,5990 Dollar pro Euro am 15.07.2008. Anfang 2020 lag er wieder in der Nähe seines Ausgangskurses. Flexible Wechselkurse sind somit sowohl mit Chancen als auch mit Risiken verbunden. Da die Umsatzrendite deutscher Unternehmen vor Steuern im Durchschnitt der letzten Jahre nur bei vier bis fünf Prozent lag (vgl. Deutsche Bundesbank, 2019, S. 40), würde ein Rückgang der Rendite durch Wechselkurseffekte in vielen Fällen Verluste bedeuten. Eine Absicherung gegen Kursrisiken am Terminmarkt ist daher oft sinnvoll. Wenn Ihr Unternehmen intensiv Außenhandel betreibt, sollte es diese Strategie nutzen, um mögliche Verluste zu verhindern und mehr Planungssicherheit zu erhalten.
Quellen:
Deutsche Bundesbank (2019): Ertragslage und Finanzierungsverhältnisse deutscher Unternehmen im Jahr 2018, in: Monatsbericht Dezember 2019, Frankfurt/Main, S. 39-54.
Hubert, F. (2019): VWL für BWLer, 2. Aufl., Herne.
Weeber, J. (2011): Internationale Wirtschaft – Theorie, Empirie und Wirtschaftspolitik in der Globalisierung, 2. Aufl., München.
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Prof. Dr. Frank Hubert, Mannheim