Führungskräfte haben es bei der Entscheidungsfindung nur selten leicht. Sehr oft beeinflussen viele Einflussfaktoren eine Entscheidung gleichzeitig. Wer soll welche Aufgaben übernehmen? Wer ist wofür die am besten geeignete Person? Welcher Zeitrahmen ist für den Arbeitsaufwand angemessen um genau den richtigen Zeitdruck sicherzustellen? Welcher zeitliche Sicherheitspuffer bei aufeinander aufbauenden Aufgaben ist zu berücksichtigen? Welche Befindlichkeiten, Einstellungen und Emotionen liegen bei einzelnen Mitarbeitenden vor? Wie steht es um das soziale Gerechtigkeitsempfinden der Mitarbeitenden untereinander bei möglichen Entscheidungen? Wer würde sich bevorzugt und wer benachteiligt fühlen? Sicherlich ließen sich noch viele weitere pauschale Fragen aber vor allem sehr unternehmensspezifische Fragen finden. Diese stehen hier jedoch nicht im Vordergrund. Wichtig ist, dass Führungskräfte sich die potentiellen Probleme bewusst machen und sich ausreichend Gedanken machen. Die positiven Auswirkungen, vor allem aber die negativen Auswirkungen haben vermutlich das Potential viel negativere Auswirkungen nach sich zu ziehen, als im Vorfeld angenommen wird. Dies trifft vor allem auf die eher indirekt sichtbaren Folgen zu. Ein „im Nachhinein ist man immer schlauer“ trifft natürlich auch auf Entscheidungen zu, die von Führungskräften getroffen werden. Diese getroffenen Entscheidungen müssen auch mit genug zeitlichem Abstand oder wenn sich die Notwendigkeit ergibt, überdacht werden um zu lernen und um in Zukunft bessere Entscheidungen treffen zu können. Was auf jeden Fall verhindert werden sollte, ist der Eindruck bei Mitarbeitenden, dass Entscheidungen willkürlich getroffen werden. Studien zeigen, dass bis zu 50% von Mitarbeitenden den Eindruck haben, dass Entscheidungen willkürlich getroffen werden. Wesentliche Ursachen und Folgen werden nun dargestellt.
Eine große Herausforderung, die Führungskräfte haben, ist sicherlich ein hoher Zeitdruck im immer schnelllebigen Arbeitsalltag. Aufgrund der Auswirkungen sollten Entscheidungen jedoch gründlich durchdacht werden und versucht werden, sich ein ausführliches Bild über die Folgen und Auswirkungen von Entscheidungen zu machen.
Als willkürlich empfundene Entscheidungen haben negative Auswirkungen auf die Mitarbeiterbindung. Mitarbeitende können, vor allem wenn dies häufiger zutrifft, schnell das Vertrauen in die Führungs- und Entscheidungskompetenz verlieren und sind von getroffenen Entscheidungen frustriert und verärgert. Dies wiederum wirkt sich auch negativ auf die Motivation aus. In vielen Fällen entsteht früher oder später, eine „Einschleimkultur“ um bei den als willkürlich wahrgenommenen Entscheidungen bevorzugt zu werden. Besonders in dieser Situation lassen sich spätestens an diesem Punkt deutliche Verschlechterungen in der Teamstimmung feststellen. „Diese und jener werden bevorzugt, weil sie die Lieblinge der Führungskraft sind und deshalb immer die extra Wurst oder die schönen Dinge zugeschustert bekommen. Sicherlich werden die auch noch befördert, obwohl das unverdient wäre und andere es mehr verdient hätten“; sind in diesem Fall typische Gedanken oder gegebenenfalls auch schon getroffene Aussagen – womöglich allerdings hinter vorgehaltener Hand und bei den Kolleginnen und Kollegen, die dies ebenfalls so sehen. Wenn sich der Prozess bis zu diesem Punkt entwickelt hat, ist der anschließende Schritt naheliegend und wenn Sie für vor dem Weiterlesen kurz nachdenken auch vorhersehbar.
Das Engagement, der Einsatz und der Fleiß lassen (massiv) nach. „Warum soll ich mich anstrengen, wenn andere sowieso bevorzugt werden“, ist auch hier eine naheliegende Aussage beziehungsweise Reaktion. Folge ist, dass Potentiale von Mitarbeitenden nicht genutzt werden. Im schlimmsten Fall werden Arbeiten von als bevorzugten Mitarbeitenden gesehenen Personen zusätzlich sabotiert, beispielsweise durch nicht weitergegebene Informationen oder durch ein klassisches Auflaufenlassen. Möglicherweise kann es auch zu ersten Formen von Mobbing kommen. Letztendlich sind Kündigungen von guten, aber sich benachteiligt fühlenden Mitarbeitenden nicht auszuschließen, was dem Unternehmen massiv schadet.
Führungskräfte können sowohl nicht immer perfekt entscheiden und sie müssen auch unpopuläre Entscheidungen treffen, die von manchen als willkürlich empfunden werden (könnten). Führungskräfte sollten sich Zeit nehmen und ihre Entscheidungen den Mitarbeitenden begründend darstellen und sich die Meinungen der Mitarbeitenden anhören. Dieses Vorgehen ermöglicht es, die Befindlichkeiten der Mitarbeitenden zu erfassen und geben einen Einblick, wie diese aufgenommen werden, wo Probleme auftreten könnten und was in zukünftigen Entscheidungen zu berücksichtigen ist.
Um die genannten Auswirkungen möglichst zu verhindern oder zumindest zu reduzieren, sollten Unternehmen in die kommunikative, soziale und emotionale Kompetenz investieren und ein angemessenes Kompetenzniveau sicherstellen.
Wird dies in Ihrem Unternehmen ausreichend gemacht? Treten die Auswirkungen bei Ihnen im Unternehmen auf? Werden diese angegangen?