Eine Längsschnittstudie hat untersucht, ob sich gezieltes Networking – also das Aufbauen, Pflegen und Nutzen von Kontakten – tatsächlich in höherem Gehalt, schnellerem Gehaltswachstum und größerer Karrierezufriedenheit niederschlägt. Was ist dabei herausgekommen?
Was meint „Networking“ genau? Im untersuchten Ansatz umfasst Networking sechs Facetten, die sich aus zwei Dimensionen ergeben: (A) intern (Kontakte innerhalb der eigenen Organisation) vs. extern (Kontakte außerhalb der eigenen Organisation) und (I) aufbauen (Beziehungen initiieren), (II) pflegen (Beziehungen vertiefen) und (III) nutzen (Beziehungen im Alltag einsetzen). Erfasst wird also, wie häufig Menschen solche Verhaltensweisen zeigen – von „Kontakte aktiv knüpfen“ bis „Feedback oder vertraulichen Rat einholen“.
Wie wurde vorgegangen? Die Studie begleitete 235 Beschäftigte in Deutschland über drei Jahre (Paneldesign mit drei Erhebungswellen). Als objektive Karrierekennzahl diente das Jahresgehalt und als subjektive Kennzahl die Karrierezufriedenheit. Analysiert wurde mit hierarchischen linearen Modellen, um sowohl den aktuellen Stand als auch Wachstumsverläufe abzubilden.
Was kam heraus? Kurz gesagt: Networking zahlt sich aus. Wer netzwerkt, verdient zeitgleich mehr und steigert das Gehalt über die Zeit schneller. Außerdem ist Networking mit höherer Karrierezufriedenheit verbunden – allerdings blieb diese im Beobachtungszeitraum insgesamt erstaunlich stabil, sodass kein Wachstumseffekt auf die Zufriedenheit nachgewiesen wurde.
Welche Networking‑Aktivitäten wirken besonders stark? Die Detailanalysen zeigen ein differenziertes Bild der sechs Facetten: Für Gehaltswachstum sticht vor allem das Pflegen interner Kontakte heraus (größter und signifikanter Wachstumseffekt). Für das aktuelle Gehaltsniveau sind Pflegen externer Kontakte sowie – in Einzelmodellen – Aufbauen interner Kontakte besonders relevant. Für Karrierezufriedenheit sind interne Aktivitäten wichtiger (vor allem Pflegen und Aufbauen interner Kontakte). Ein dauerhaftes ausschließliches Nutzen von Kontakten war demgegenüber weniger bedeutsam und kann – je nach Kontext – sogar als Signal mangelnder eigener Lösungskompetenz wirken.
Fazit für die Praxis:
Networking wirkt kurzfristig (höheres Gehalt) und – wenn Sie interne Beziehungen pflegen – auch langfristig (schnelleres Gehaltswachstum). Wer seine Karrierezufriedenheit steigern will, sollte interne Kontakte aufbauen und vertiefen. Externe Kontakte bleiben wichtig – vor allem für aktuelle Sichtbarkeit und Marktwert –, sollten aber nicht nur im Sinne von „Nehmen“, sondern als wechselseitige Beziehungen gestaltet werden.
Quelle: Wolff, H.-G., & Moser, K. (2009). Effects of Networking on Career Success: A Longitudinal Study. Journal of Applied Psychology, 94(1), 196–206. doi:10.1037/a0013350.