Heute widmen wir uns dem Ausstellungsmanagement, oder genauer gesagt
den Galerien und Museen. Dieser Bereich des Kulturmanagements wird von
Außenstehenden oft als eines der trockensten Fachgebiete angesehen.
Nicht umsonst bezeichnen wir im allgemeinen Sprachgebrauch Dinge als
„museal“, die wir als nicht mehr zeitgemäß ansehen und von denen wir
uns denken, dass sie auf bald auf irgendeinem Dachboden verrotten.
Dabei gehört das Bild von verstaubten Museen eigentlich der
Vergangenheit an: Moderne Ausstellungen machen Ihre Exponate mit neuer
Technik, ansprechender Inszenierung und einer aktiven inhaltlichen
Aufbereitung für die Besuchenden zum Erlebnis.
Zu den klassischen Aufgaben eines Museums zählen zudem stets die
Bereiche Sammeln, Bewahren und Forschen. Die Besuchenden bekommen
durch Ausstellungen nur einen kleinen Teil der Arbeit dieser
Institutionen mit. Ausstellungen jeglicher Art machen es sich zur
Aufgabe, für ihre Exponate zu begeistern und auf diese aufmerksam zu
machen – ganz gleich ob es um Fotografien junger Kunstschaffender geht
oder um spektakuläre Funde aus dem alten Ägypten.
Im Kulturmanagement bieten Ausstellungen einen der vielleicht
faszinierendsten Arbeitsbereiche, denn Sie arbeiten meist mit bereits
fertigen Werken, die bewertet, eingeordnet, inszeniert und in einen
neuen Zusammenhang gebracht werden müssen.
Ausstellungen sind einer der wenigen Bereiche in der Kultur, in dem
Sie die volle Kontrolle über Ihre Arbeitsresultate haben können.
Bemerkenswert sind auch die großen Werte, durch die hohe
Versicherungssummen für viele Exponate notwendig sind. Die
spektakulären Einbrüche ins Berliner Bode-Museum oder ins Dresdner
Grüne Gewölbe sind Ihnen sicher noch im Gedächtnis und auch in Filmen
und Romanen regen hochwertige Ausstellungsstücke und deren Diebstahl
die Fantasie der Autorinnen und Autoren an.
Dabei muss es gar kein millionenschwerer Diamant sein, der Ihnen
fehlt: Auch wenn ein Gemälde für 100.000 Euro abhandenkommt oder
beschädigt wird, haben Sie ein Problem. Hier zeigt sich, dass
Ausstellungsmanagement oft auch mit Sicherheitsmanagement und gutem
Personalmanagement zusammenhängt: Vertrauen und Überwachung, wie man
sie eher in einem Tresor einer Schweizer Bank erwarten würde.
Abgesehen von diesen delegierbaren Herausforderungen haben Sie mit
der Organisation und Gestaltung internationaler Ausstellungen,
Vernissagen und Events sowie dem Kontakt mit Künstlern,
Wissenschaftlerinnen und Jurys zu tun. In einem großen, berühmten
Museum werden Sie eher die Aufgabe haben, Anfragen und Besuchende zu
organisieren und zu leiten. Denken Sie hier an den berühmten Andrang
vor der Mona Lisa. Bei einer kleinen städtischen Galerie stehen
wiederum Marketing und Besuchergewinnung im Fokus. Bekannte und
populäre Exponate sind oft Besuchermagneten, Unbekanntes zu zeigen
erfordert Ihr gesamtes Repertoire im Bereich Vermarktung,
Öffentlichkeitsarbeit und Finanzierung.
Besonders neue Formen der Präsentation werden hier in Zukunft an
Bedeutung gewinnen. Wanderausstellungen, zum Beispiel in Bahnhöfen
oder Industriehallen, oder Experimente mit virtueller Realität, die
die Exponate in einen neuen Zusammenhang setzen sowie auch
Kunstinstallationen sind hierbei spannende Aspekte. Sie können das
Kunstwerk natürlich nicht ändern, aber den Zusammenhang, in dem es
betrachtet wird.
Wie Sie Informationen aufbereiten, wie Sie mit Besuchenden
kommunizieren und wie Sie Ihr Team durch das Projekt einer Ausstellung
von der Vorplanung bis zur Dokumentation und Archivierung führen, ist
hier sehr entscheidend.
Auch im Ausstellungsbereich empfiehlt es sich, vorhandene
Fachkenntnisse, beispielsweise durch ein Kunststudium oder
Archäologiestudium mit Managementerfahrungen oder Weiterbildungen zu ergänzen.
Zuletzt sei auch noch gesagt: Ausstellungen müssen natürlich nicht
immer kulturell hochwertiges zeigen. Viele kommerzielle Projekte
dienen der Unterhaltung, haben aber ähnliche Aufgabenbereiche wie das
Management einer Galerie oder eines historischen Museums. Denken Sie
an Dauerausstellungen wie das Miniatur Wunderland in Hamburg – eine
gigantische Modellbahnlandschaft mit jährlich 1,4 Millionen
Besuchenden – oder an interaktive Erlebnismuseen, die
Naturwissenschaften für ein junges Publikum greifbar machen. Oder auch
an die in Asien seit vielen Jahren beliebten, Selfie-trächtigen
Erlebnisräume mit begehbaren optischen Illusionen. Ausstellungen sind
ein vielfältiges Arbeitsgebiet, in dem Sie allen Interessen und
Zielgruppen begegnen können.
Julius
Pöhnert, Tutor der Deutschen Akademie für Management
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Werdegänge im Kulturmanagement.