Im Management von Immobilienportfolios fallen täglich unzählige Daten
an. Mieten werden gebucht, Handwerkerrechnungen bezahlt, Objekte
verkauft und Flächen neu zugeordnet. Hinzukommen immer mehr Benchmarks
vom Marktumfeld, beispielsweise aus Vermietungsportalen, öffentlichen
Statistiken oder Geo-Informationssystemen. In den vielfältigen
Datenbanken und Softwarelösungen schlummern zahlreiche interessante
Informationen, die jedoch oft kaum sinnvoll genutzt werden.
Das Immobilien-Asset-Management muss diese wachsende Datenmenge im
Rahmen eines prozessorientierten Informationsmanagements effizient
strukturieren, verarbeiten und nutzen, um Wettbewerbsvorteile zu
generieren. Informationen dienen dabei grundsätzlich dazu, in der
Tendenz schneller und besser zu entscheiden als der Wettbewerber. Ein
unternehmerisches Risiko bleibt zwar bestehen, die Häufigkeit und die
Negativfolgen von Fehlentscheidungen werden jedoch gemindert.
Das Idealziel ist der ständige, ortsunabhängige und verlustfreie
Zugriff auf den gesamten Datenbestand des Unternehmens. Inhaltliche
Redundanzen und manuelle Bearbeitungsschritte sollen möglichst
vermieden werden. Vielmehr besteht das Entwicklungsziel in
automatisierten Systemen der Analyse, Prognose und Entscheidungsunterstützung.
Welchen Weg ist die Immobilienbranche dabei gegangen und wo steht sie
heute? Standard sind in jedem Unternehmen seit langem Softwarelösungen
für den Bereich Rechnungswesen. Zahlungs- und bilanzbezogene Daten
sind auch in einer längeren Historie hinreichend erfasst und können
grundsätzlich sehr gut ausgewertet werden. Später kamen Systeme zur
Planung und Abbildung von Gebäuden, Flächen und technischen Parametern
auf den Markt (Stichwort CAD, CAFM). Die Einsatzhäufigkeit schwankt je
nach Segment (bei neueren Büroobjekten quasi Standard, in der
Wohnungswirtschaft vereinzelt). Die automatisierte Zusammenführung von
technischen, flächenbezogenen und finanziellen Parametern schaffen
somit noch nicht alle Immobilienunternehmen auf Knopfdruck. Die
neuesten Entwicklungen tragen Bezeichnung wie BIM (Building
Information Modeling) und erfassen die Bauabläufe und späteren
Nutzungsprozesse noch detaillierter. Marktseitig werden immer mehr
Research-Quellen auch für kleinere Unternehmen wirtschaftlich.
Wer über diese breiten und verzweigten Ressourcen verfügen kann,
möchte diese auch auswerten und nutzen. Die Kunst besteht zunehmend im
Beherrschen von „Big Data“. Zum Einsatz kommen hier Analyse- und
Reporting-Tools, die unter verschiedenen Bezeichnungen vermarket
werden (z.B. Data Warehouse, Portfolio-Management,
Management-Informations-System). Wichtig ist hier nicht so sehr die
Namensgebung, sondern vielmehr die Passgenauigkeit der Funktionen für
den eigenen Bedarf im Asset-Management. Das Minimum sollten flexibel
und individuell konfigurierbare Reporting-Auswertungen mit
verschiedenen Zugriffsmöglichkeiten und -rechten sein. Leistungsfähige
Expertensysteme schaffen auch Prognosen und eigenständige Prüfungen.
Wie bei der Vision eines selbstfahrenden PKWs steht aber auch den
Systemen des Big Data im Immobilien-Asset-Management noch ein langer
Entwicklungsweg bevor.
Prof. Dr. Steffen Metzner ist Autor der Studienbriefe 6300
Wirtschaftlichkeit von Immobilieninvestitionen und 6260 Immobilienbewertung.