Hartnäckig hält sich die Meinung bei Führungskräften, dass die
Verantwortung für die eigene Gesundheit ausschließlich beim
Mitarbeiter liegt. Wenn z.B. Rückenprobleme auftreten, dann sollte
jeder außerhalb des Unternehmens dafür Sorge tragen, dass der eigene
Rücken wieder gesund wird! Ganz so einfach ist das leider nicht!
Unternehmen müssen sich zumindest die Frage gefallen lassen, welchen
Anteil die Arbeit oder der Arbeitsplatz an den Beschwerden hat. Wenn
ein Anteil nachzuweisen ist, wird natürlich auch personalseitig
reagiert und entsprechende Maßnahmen für den Mitarbeiter organisiert
wie z.B. ein höhenverstellbarer Schreibtisch. Ist das eigentlich
tatsächlich die kostengünstigste Variante?
Es lohnt sich, als Personaler die Personalkosten an dieser Stelle
genau zu analysieren. Ökonomisches Ziel eines Unternehmens ist es, am
Jahresende so viel Ergebnis wie möglich zu erwirtschaften. Sind vor
diesem Gesichtspunkt Unterstützungsmaßnahmen zur Förderung der
Genesung wirklich zu teuer?
Ein Autohändler in Göteborg hatte hohe Fehlzeitenkosten. Daraufhin
hat die Firma die tägliche Arbeitszeit von acht Stunden auf sechs
gesenkt, bei vollem Lohnausgleich. Der Effekt war positiv: Die
Fehlzeiten sind soweit gesunken, dass die Kostenersparnis dadurch
höher war als der Lohnausgleich. Unterm Strich hat der Autohändler
also wirtschaftlich gewonnen. Darüber hinaus waren die Mitarbeiter
gesünder, weil viele ihre Zeit für sportliche Aktivitäten genutzt haben.
Ein Fliesenleger aus Bayern hatte ebenfalls hohe Fehlzeitenkosten und
lange Fehlzeiten. Häufigste Krankheit waren Rückenbeschwerden. Dadurch
sind dem Handwerksbetrieb Umsatzeinbußen durch fehlendes Personal
entstanden. Als Maßnahme wurde eine tägliche Rückenschule mit einem
professionellen Trainer während der Arbeitszeit organisiert. Dies hat
dazu geführt, dass die Fehlzeiten mit diesem Beschwerdebild soweit
gesunken sind, dass die Kostenersparnis wesentlich höher war als die
Trainerkosten und die Entgeltzahlungen.
Diese Beispiele machen deutlich, dass neue Wege in der
Mitarbeiterfürsorge nicht zwingend dem ökonomischen Zielen des
Unternehmens entgegenstehen müssen! Denken Sie quer und rechnen Sie nach!