Es gibt Abteilungen im Unternehmen, wo man als Personalmanager häufig
denkt, was ist da bloß los? Mitarbeiter kündigen und bewerben sich
verstärkt intern, die Zahl der Fehlzeiten, insbesondere der
Kurzzeiterkrankungen steigt, die Motivation und Stimmung in der
Abteilung liegt scheinbar am Boden!
Prüfen Sie, ob Sie einen arbeitssüchtigen Mitarbeiter oder
Vorgesetzten in dieser Abteilung haben!
Der Begriff „Workaholic“ ist in unserer Gesellschaft positiv belegt
und wird häufig mit Karriere, Prestige, Leistungsfähigkeit,
Produktivität und damit verbundene Anerkennung in Zusammenhang
gebracht. Arbeitssucht kann aber ab einem bestimmten Grad durch hohe
Fehlerquoten, Fehlzeiten oder personelle Querelen für ein Unternehmen
durchaus kontraproduktiv sein.
Arbeitssucht ist eine zwanghafte pathologische Fixierung auf die
Arbeit. Aus unternehmerischer Perspektive erbringen Arbeitssüchtige
bis zu einem bestimmten Grad einen positiven Nutzen für Unternehmen.
Doch in einem schleichenden Prozess bricht diese Nutzenkurve immer
weiter ab und es können hohe Kosten und Schäden für das Unternehmen
entstehen. Erkennbar wird die Krankheit, wenn der Arbeitssüchtige
selbst plötzlich schwer erkrankt und über mehrere Wochen fehlt.
Typische Krankheiten sind Herz-Kreislaufbeschwerden, Blackouts,
permanente Erschöpfungszustände, Stimmungsschwankungen, Geschwüre oder
Rückenschmerzen. Neben den Personalkosten entsteht ein
wirtschaftlicher Schaden, da der Betroffene nicht mehr wertschöpfend
tätig ist. Je exponierter die Position desto höher das
Schadenspotential. Latente Folgen der Arbeitssucht drücken sich im
Gruppenklima aus. Kollegen werden mit einem Arbeitsverhalten
konfrontiert, welches zur dauerhaften psychischen und physischen
Belastung werden kann. Arbeitssüchtige charakterisiert, dass sie nur
schwer Aufgaben delegieren können und durch ein ausgeprägtes
Kontrollverhalten anderen gegenüber auffallen. Sie sind
Perfektionisten und erheben diesen Anspruch auch gegenüber Kollegen.
Wutausbrüche, Launen, Ungeduld, Unverlässlichkeit und Anfälle von
Arbeitswut prägen ihren Arbeitsalltag. Morgens sind sie die ersten,
die im Büro sind und die letzten, die es verlassen. Am Wochenende und
im Urlaub wird ebenfalls gearbeitet und die eigene Gesundheit
vernachlässigt. Die Sucht wird vor sich selbst und dem sozialen Umfeld
verleugnet, sie ist geprägt durch Zwanghaftigkeit und Kontrollverlust
des eigenen Handelns. Kollegen und Mitarbeiter sind einer hohen
Erwartungshaltung ausgesetzt, müssen sich an Arbeitsanfälle anpassen,
Fehlverhalten und Chancenlosigkeit akzeptieren. Folgen dieser
Belastung sind Kündigungen, interne Versetzungswünsche, Fehlzeiten
sowie „innere Kündigungen“.
Kein Unternehmen kann es sich leisten, Arbeitssucht zu leugnen.
Greifen Sie dieses Thema aktiv in Ihrer Personalarbeit auf und
sprechen Sie Mitarbeiter und Vorgesetzte darauf an. (Detaillierte
Informationen zum Personalrisiko Arbeitssucht siehe: Meißner, Ulrike
(2005): Die Droge Arbeit, Peter Lang Verlag)