Bei den meisten Unternehmen ist die Aus- und Weiterbildung der größte
Kostenfaktor der Personalausgaben nach den Gehältern.
Aber wie häufig haben Sie sich nach so einer Veranstaltung schon
gefragt, ob sich das jetzt wirklich für Ihr Unternehmen gelohnt hat?
Heutzutage lassen sich fachliche Informationen im Internet abfragen –
oft sogar kostenlos. Trotz größter Selbsteinsicht und guter Vorsätze
gelingt der Transfer von Seminarinhalten in den Arbeitsalltag nur
selten. Und bei verordneten Pflichtveranstaltungen ist der Erfolg
naheliegenderweise noch geringer. Von vielen Teilnehmern werden
Weiterbildungen lediglich als aktive Erholungspause mit kostenloser
Verpflegung genutzt.
Wir wissen, dass der größte Lernerfolg entsteht, wenn Lernen während
der Arbeit selbst geschieht. Dann handelt es sich meistens um
bedarfsorientiertes Lernen: Wir lernen genau das, was wir brauchen, um
ein Problem, dass wir genau zu diesem Zeitpunkt haben, zu lösen. Hier
sind Kollegen oft die besseren Trainer als jeder externe Experte, der
zur falschen Zeit am falschen Ort die falschen Inhalte lehrt.
In der Arbeitswelt 4.0, in der Teams eigenverantwortlich arbeiten,
ist es naheliegend, dass sie auch die Verantwortung für ihre
Weiterbildung tragen. Wie kann das gehen?
- Mit Blick auf ihre aktuellen und zukünftigen Aufgaben können
Mitarbeiter z.B. ihren Entwicklungsbedarf selbst identifizieren
- Zusätzlich können sich Kollegen durch gegenseitiges Feedback dabei
unterstützen, weitere Entwicklungsbedarfe zu erkennen
- Innerhalb eines festgelegten Budgets können Teams frei darüber
entscheiden, welcher Mitarbeiter an welcher internen oder externen
Weiterbildung teilnimmt.
- Mitarbeiter, die über spezielle Kenntnisse, Fertigkeiten und/oder
Talente verfügen oder sich für ein Thema begeistern, können dies an
ihre Kollegen weitergeben. Das kann digital z.B. über
betriebsinterne Kommunikationsplattformen geschehen oder in internen Schulungen.
Selbstorganisiertes Lernen hat viele Vorteile:
- Weil Mitarbeiter nicht fragen müssen, ob sie etwas lernen dürfen,
ist die Motivation für das Lernen sofort viel höher
- Wenn Lernen bedarfsorientiert und durch Anwendung im Arbeitsalltag
erfolgt, dann werden die Lerninhalte wirksamer und nachhaltiger abgespeichert
- Mitarbeiter, die anderen etwas beibringen, lernen dabei selbst und
entwickeln sich weiter
- Wenn Teammitglieder zu Ausbildern/Trainern werden, ist dies für
sie auch eine Möglichkeit, sich zu zeigen und für ihr Fachwissen
Anerkennung zu bekommen
- Last but not least sinken die Kosten für unproduktive Zeiten der Weiterbildung
Wenn Teams eigenverantwortlich festlegen, welcher Mitarbeiter welche
Qualifizierung bekommen sollen, dann muss das Team diesbezüglich eine
Entscheidung treffen. Auch in diversen anderen Situationen muss das
Team Entscheidungen treffen, die in der „alten Welt“ wahrscheinlich
von der Führungskraft getroffen worden wären. Welche Möglichkeiten es
in selbstorganisierten Teams gibt, schnell zu tragfähigen
Entscheidungen zu kommen, erfahren Sie im nächsten Podcast. Bleiben
Sie also neugierig!
Quellen:
Hermann Arnold (2016): Wir sind Chef – Wie eine unsichtbare
Revolution Unternehmen verändert, Haufe Verlag, S. 223-226.
Frederic Laloux (2014): Reinventing Organizations – Ein Leitfaden zur
Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit, S. 180-182.
Daniela
Behrendt, Tutorin der Deutschen Akademie für Management
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