Haben Sie Lust weitere Schritte in Richtung agiles Arbeiten zu gehen?
Heute stelle ich Ihnen dazu die nächste agile Methode vor, nämlich das
Planning Poker.
Teil der Planungsphase eines Projektes ist es abzuschätzen, wie groß
der zeitliche Aufwand für das Gesamtprojekt ist. Dabei gehen die
Meinungen oft weit auseinander und häufig wird eher grob geschätzt als
konkret kalkuliert. Solche groben Schätzungen werden dann wegen der
meist vorherrschenden Unsicherheit gerne mit großzügigen Puffern
bestückt. Dieses Überdimensionieren von Ressourcen verschwendet aber
Zeit und Geld.
Planning Poker hilft Ihnen die Aufwandsschätzung zu konkretisieren.
Es handelt sich dabei um eine agile, motivierende Methode zur
Aufwandsschätzung für einzelne Aufgaben, User Stories und ganze
Projekte. Beim Planning Poker geht es darum, für jede einzelne
Aufgaben sogenannte Story Points zu vergeben. Diese Story Points
spiegeln den Aufwand wider, den es zur Fertigstellung der Aufgabe braucht.
Und nun kommen wir zum spielerischen Teil:
In der Praxis haben sich für Planning Poker folgende Spielregeln etabliert:
- Idealerweise nehmen nicht mehr als zehn Teilnehmer teil. Sonst
wird die Runde zu groß und man verliert leicht den Überblick.
- Nutzen Sie eine Timebox, damit es nicht zu endlosen Diskussionen
kommt. Die Erfahrung zeigt, dass eine Diskussion nicht viel länger
als 3 Minuten gehen sollte.
- Jedes Projektmitglied bekommt einen Satz von 13 Planning Poker
Karten. Auf jeder dieser Karten findet sich ein Zahlenwert. Dieser
entspricht dem geschätzten Aufwand.
- Das Spiel beginnt mit der Definition eines Basiswertes. Dazu wird
eine bekannte Aufgabe mit mittlerer Komplexität als Referenzaufgabe
definiert und bewertet. Anschließend werden alle anderen Aufgaben
mit dieser Referenzaufgabe verglichen und bewertet.
- Ein Teilnehmer, der die zu bewertende Aufgabe gut kennt, erklärt
sie kurz den anderen Teilnehmern. Falls nötig, tauschen sie sich
noch kurz aus, um Klarheit über die Anforderungen zu erzielen.
- Nun stellt sich jeder Teilnehmer die Frage, ob die bewertende
Aufgabe etwa gleich groß, kleiner, viel kleiner oder viel größer als
die Referenzaufgabe ist, wählt die dazugehörige Karte aus und legt
sie verdeckt vor sich ab.
- Auf ein Zeichen und drehen alle Teilnehmer ihre Spielkarte um.
Nachträgliche Korrekturen sind nicht mehr möglich – gelegt ist gelegt!
- Sollten die Schätzungen stark voneinander abweichen, diskutieren
die beiden Teilnehmer mit dem höchsten und dem niedrigsten
Schätzwert ihre Schätzung. Die anderen Teilnehmer hören dabei nur
zu. Anschließend wird die gleiche Aufgabe noch einmal von allen
Teilnehmern bewertet. In die neue Schätzung fließen nun die
Erkenntnisse der Diskussion mit ein. Die Schätzung wird ggf. solange
fortgeführt, bis ein Konsens erreicht wird. In der Praxis hat sich
gezeigt, dass dies meist spätestens nach drei Runden der Fall ist.
- Auf diese Weise werden sämtliche Aufgaben nacheinander bewertet.
Durch das Feilschen um Punkte wird im Team ein einheitliches
Verständnis über den Inhalt und Aufwand der Aufgaben erzeugt. Durch
die Einigung wird eine geteilte Verantwortung erreicht. Ein
Herausreden ist dann kaum noch möglich.
Und nicht zuletzt macht das agile Schätzverfahren mit den Spielkarten
richtig Spaß. Probieren Sie es aus!
Im nächsten Podcast stelle ich Ihnen noch ein Poker Tool vor: das
Delegation Poker. Bleiben Sie also neugierig!
Quellen:
André Häusling, Esther Römer, Nina Zeppenfeld (2019): Praxisbuch
Agilität – Tools für Personal- und Organisationsentwicklung,
Haufe-Lexware Verlag.
https://www.kayenta.de/training-seminar/artikel/planning-poker-anleitung-und-regeln-zur-aufwandschaetzung-in-agilen-projekten.html
Daniela
Behrendt, Tutorin der Deutschen Akademie für Management
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