Haben Sie Lust Ihr Team weiter in Richtung Agilität und
Selbstorganisation zu führen? Dann stelle ich Ihnen dazu heute die
Retrospektive als eine weitere Methode für Feedback in agilen
Teams vor.
Nicht nur in agilen Teams ist es sinnvoll am Ende einer hoffentlich
erfolgreichen Arbeitsphase innezuhalten und einen Blick zurück zu
werfen, um als Team aus den Erfahrungen zu lernen und
Verbesserungspotenziale für die Zukunft zu identifizieren. Solche
Meetings kennen wir unter den Begriffen „Lessons Learnt“ , „Rückblick“
oder „Inspect and Adapt“.
In der agilen Welt findet dieser Rückblick häufig aus zwei
verschiedenen Perspektiven und auch in zwei verschiedenen Meetings
statt: dem Review und der Retrospektive. Das Review betrachtet die
Arbeitsergebnisse und stellt dazu Fragen wie z.B. Was haben wir
erreicht? Welche Anforderungen des Kunden haben wir schon erfüllt? Was
haben wir noch nicht erreicht? Wie können wir das Arbeitsergebnis in
der nächsten Arbeitsphase noch besser machen?
In der Retrospektive hingegen reflektiert das Team die Vorgehensweise
im Projekt und sucht nach Möglichkeiten der Verbesserung. Im
Mittelpunkt stehen dabei die Zusammenarbeit im Team, die
Zusammenarbeit mit den Stakeholdern und die Arbeitsabläufe.
Folgende Fragen werden diskutiert:
- Was hat gut funktioniert?
- Was hat nicht gut funktioniert?
- Wie können wir uns verbessern und was wollen wir dafür zukünftig
anders machen?
Damit die o.g. Fragen offen und ehrlich miteinander besprochen werden
können, braucht es für die Retrospektive eine geschützte Atmosphäre.
Teilnehmer sind deshalb immer nur die Teammitglieder, sonst niemand,
kein Kunde, kein Manager, keine Gäste. Und was in der Retrospektive
besprochen wird, bleibt im Team. In der Retro geht es nie um die Suche
nach Schuldigen, sondern immer nur darum, die eigene Vorgehensweise zu
verbessern und sich als Team weiterzuentwickeln.
Der zeitliche Bedarf für eine Retrospektive variiert und ist abhängig
von der Anzahl der Beteiligten und der Länge der letzten Arbeitsphase.
Bei einem 4-wöchigen Sprint werden für die Retro häufig 3–4 Stunden
angesetzt. Bei wenigen Beteiligten und einer relativ kurzen
Arbeitsphase reicht manchmal auch eine Stunde. Weniger als eine Stunde
reicht meist nicht, um an den Kern der Themen zu kommen.
Für Retrospektiven gibt es zahllose methodische Vorgehensweisen und
eine Vielzahl von Anleitungen im Netz. Eine umfangreiche open-source
Sammlung finden Sie z.B. unter www.retromat.org. Und so sehr ich
es Ihnen ans Herz lege, dort nach Inspiration zu suche, so sehr
empfehle ich Ihnen auch, sich v.a. am Anfang auf einige wenige
Retro-Formate zu konzentrieren. „Das ist Klaus“ und „Das Speedboot“
sind z.B. zwei relativ unkomplizierte Retro-Formate zum Einstieg.
Googeln Sie diese beiden einfach einmal und probieren Sie sie dann aus.
Hier noch ein paar Regeln für Ihre Retro, die Sie vielleicht auch auf
einem Plakat in das Meeting mitbringen:
- Die Retrospektive ist ein aktives Meeting, d.h. jeder bekommt das
Wort und keiner sollte seine Meinung hinter Schweigen verstecken.
- Jeder formuliert Ich-Botschaften (Ich habe … wahrgenommen, Das
wirkt auf mich …, Ich wünsche mir für die Zukunft …).
- In der Retro suchen wir keine Schuldigen, sondern Lösungen für die Zukunft.
- Wir diskutieren nur über Verbesserungen, die wir auch selbst
verändern können.
Eine regelmäßig durchgeführte Retro dient der Verbesserung der
Arbeitsabläufe, der Kommunikation im Team, des Gruppenklimas und der
Sicherung von Know-how. Probieren Sie es aus!
In den letzten Podcasts habe ich Ihnen viele verschiedenen agile
Tools vorgestellt, die Ihnen helfen können, Ihr Team in Richtung
Agilität weiterzuentwickeln. Bevor wir nun bald zum Ende der
Podcast-Reihe „Agilität“ kommen, möchte ich Ihnen im nächsten Podcast
noch einige Tipps zur erfolgreichen Einführung von Agilität mit auf
Ihren Weg geben.
Bleiben Sie also neugierig!
Quellen:
Torsten Scheller (2017): Auf dem Weg zur agilen Organisation – Wie
Sie Ihr Unternehmen dynamischer, flexibler und leistungsfähiger
gestalten, Verlage Franz Vahlen.
Valentin Nowotny (2018): Agile Unternehmen – Nur was sich bewegt,
kann sich verbessern, Business Village.
Daniela
Behrendt, Tutorin der Deutschen Akademie für Management
Hier finden
Sie alle Podcasts der Reihe Agilität.